Tirol (Ort / Tirol)

Aus Tiroul

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Koordinaten: Ost (UTM): 664670.83, Nord (UTM): 5173015.44

Tirol
Standarddeutsche Form
[tiˈroːl]
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Deutsch-mundartliche Form
[troul], [tiˈroul], [dorf tiˈroulər]
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Weitere standarddeutsche Formen
Dorf Tirol [dɔrf tiˈroːl]
Dorf Tiroler [dɔrf tiˈroːlər]
Tirol
Tirol

Gemeinde mit gleichnamiger Fraktion nördlich von Meran.

Inhaltsverzeichnis

[bearbeiten] Standarddeutsche Form

[bearbeiten] Weitere Namen

Tirolo (Ort / Tirol / Italienisch)

[bearbeiten] Anmerkungen

Mit dem Namen Zirl steht Tirol in keinem sprachhistorischen Zusammenhang. Zirl weist auf vorrömisch Teriólis und Tirol auf vorröm. (rät.) *Tirále.

[bearbeiten] Etymologie

Schwierig. Vielleicht rät. *Tir-ále. Ein typisches Charakteristikum des Rätischen ist die Endung -ale. Bei dieser handelt es sich um einen sogenannten Pertinentiv, d. h. einen Lokativ zum Genitiv. Dieser Kasus hat also die Funktion, ein Objekt oder ein Individuum örtlich und personell zuzuordnen. *Tirále konnte am ehesten ‘im Bereich einer Person namens *Tir-’ bedeutet haben. Bei Tirol handelt es sich demnach um einen ehemaligen rätischen Gebietsnamen, genauso wie übrigens beim Namen Schenna, der am ehesten aus rät. *Skenja oder *Skenje stammt, was soviel wie ‘zu einer Person namens *Skeni gehörig’ bedeutet haben könnte.

Der Endung nach ist der Name Tirol vergleichbar mit Namen wie Senale (italienischer Name für Unsere liebe Frau im Walde), Tonale (ital.-mundartl. Tonàl, deutsch-mundartl. Tunōl) und Romallo (ital.-mundartl. Romàl, deutsch-mundartl. Ramōl) am Nonsberg. All diese Namen könnten – zumindest ihrer Endung nach - rätisch sein und ‘im Bereich eines *Sen-, *Tun-, *Rum-’ bedeutet haben.

Die historischen Belege des Namens Tirol weichen von der heutigen Form in der Regel nur geringfügig ab. Seit dem 13. Jh. begegnet des Öfteren auch die Schreibung mit y statt mit i. Im 12. Jh. jedoch – und hier handelt es sich um die Erstbelege – finden wir statt dem heutigen o ein a: 1158 vicus Tyrâl, 1182 de Tirale, 1190 de Tiral (Kühebacher, Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte I, S. 475). Der Wechsel von a zu o ist folgendermaßen zu erklären: Um 1200 herum, also noch in mittelhochdeutscher Zeit, wurde das a von Tirale über å zu o verdumpft. Aus Tirale wurde über *Tiråle unser Tirol. Dieses o, das im Grunde typisch mundartlich ist (vgl. mundartl. Wōl für Waal), konnte sich ausnahmsweise auch in der Schreibung durchsetzen. Vielleicht war man in adeligen Kreisen darauf bedacht, dieser lautlichen Neuerung, also dem Wandel von a zu o, Rechnung zu tragen und ihn speziell im Namen Tirol durchblicken zu lassen. In den Tiroler Mundarten und in der modernen Standardsprache hört sich der Name Tiroul bzw. Troul so an, als ob ihm altes o vorausläge (vgl. mundartl. woul für wohl). Dies hat folgenden Grund: Mit der Zeit wurde die Form Tirol als rein standardsprachlich aufgefasst, und daher hat man dieses Tirol in der Mundart nachträglich zu Tiroul > Troul "tirolerisiert", obwohl die Form Tirol bereits mundartlich gewesen wäre.

Der italienische Name Tirolo stellt einen Import aus einer mittelhochdeutschen Form *Tirål dar, stammt also aus einer Zeit, als das a von Tirale noch nicht ganz zu o verdumpft war (dies war vor 1200 der Fall). Die Tatsache, dass sich für den Namen Tirol bereits im Hochmittelalter ein italienisches Exonym herausbilden konnte, liegt an dem hohen Verkehrswert des Namens Tirol insbesondere in Bezug auf das Schloss und dessen Grafen. Neben der deutsch-mundartlichen Form Tiroul, Troul und den Ableitungen Tirouler, Trouler sind für das Eisacktal auch Tirol(l) und Tirol(l)er (genaugenommen mit halboffenem und halblangem o bezeugt (vgl. Schatz, S. 640). Dieses Tirol(l), Tirol(l)er zeigt die ältere Entwicklungsstufe und reimt sich auf Tol(l) 'Tal'.

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