Bolzano (Ort / Bozen / Italienisch)
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- | Die Etymologie des Namens ''Bozen'' darf mittlerweile als unumstritten gelten. Auszugehen ist von einem vorrömischen, allenfalls keltischen Personennamen *''Baudjos'', der zu *''Baudjus'' romanisiert wurde. Falls es sich um einen Namen mit indogermanischem Hintergrund handelt, wäre am ehesten an die indogermanische Wurzel *''bhau-'' ‘schlagen, stoßen’ (Pokorny, Julius, Indogermanisches Wörterbuch (IEW), Tübingen und Basel 1959, S. 112) zu denken. *''Baudjos'' konnte demnach vielleicht ‘Schläger’ bedeuten. Im Romanischen wurde der vorrömische Personenname *''Baudjos'' zu *''Baudjus'', und in diesem Fall wurde er mit der Endung ''-ānum'' versehen. Rom. *''baudjānum'' bedeutete somit ‘Besitz eines Mannes namens *''Baudjus''‘. Im mittelalterlichen Romanischen alpinen Typus wurde *''baudjānum'' zu *''Baudzānu'' (''z'' = weiches ''s''). Auf der Stufe von *''Baudzānu'' wurde der Name spätestens im 8. Jahrhundert eingedeutscht. Aus rom. *''Baudzānu'' wurde im Althochdeutschen (ca. 750-1050) *''Páutsana'' > *''Pōtsana'', und im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) *''Pōtsen''. In der bairisch-tirolischen Mundart wurde mhd. *''pōtsen'' um 1200 zu *''poatsen'' und in der modernen lokalen Mundart zu ''Poatsn''. Das mundartliche ''Poatsn'' entspricht der deutschen amtlichen Schreibung ''Bozen'' mit nhd. langem ''o'' für mundartliches ''oa'' (vgl. auch ''Brot - Proat,'' ''rot - roat'' usw.). Die romanischen Bezeichnungen haben folgenden Hintergrund: In rom. *''Baudzānu'' fand nach der ersten Jahrtausendwende ein Einschub von ''l'' statt, weshalb aus *''Baudzānu'' > *''bauldzānu'' wurde. Daraus wurde im Ladinischen ''Balsán'' (Gadertal), ''Bulsán'' (Gröden), ''Busán'' (Fassa), wobei ''s'' = weiches ''s''; und im Trentinischen, Italienischen ''Bolzán'', ''Bolzano'', auch hier ''z = dz'', also weiches ''ts''. Der Name ''Bozen'' ist somit ein römischer Prädialname (Besitzername). Im Etschtal sind Prädialnamen sehr häufig bezeugt: ''Firmian, Girlan, Eppan, Missian, Föbian, Prissian, Grissian, Andrian, Vilpian, Terlan, Gargazon, Vöran'' usw. | + | Die Etymologie des Namens ''Bozen'' darf mittlerweile als unumstritten gelten. Auszugehen ist von einem vorrömischen, allenfalls keltischen Personennamen *''Baudjos'', der zu *''Baudjus'' romanisiert wurde. Falls es sich um einen Namen mit indogermanischem Hintergrund handelt, wäre am ehesten an die indogermanische Wurzel *''bhau-'' ‘schlagen, stoßen’ (Pokorny, Julius, Indogermanisches Wörterbuch, Tübingen und Basel 1959, S. 112) zu denken. *''Baudjos'' konnte demnach vielleicht ‘Schläger’ bedeuten. Im Romanischen wurde der vorrömische Personenname *''Baudjos'' zu *''Baudjus''. Dieser wurde mit ''-ānum'' suffigiert. Rom. *''Baudjānum'' bedeutete somit ‘Besitz eines Mannes namens *''Baudjus''‘. Im mittelalterlichen Romanischen alpinen Typus wurde *''Baudjānum'' zu *''Baudzānu'' (''z'' = weiches ''s''). Auf der Stufe von *''Baudzānu'' wurde der Name spätestens im 8. Jahrhundert eingedeutscht. Aus rom. *''Baudzānu'' wurde im Althochdeutschen (ca. 750-1050) *''Páutsana'' > *''Pōtsana'', und im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) *''Pōtsen''. In der bairisch-tirolischen Mundart wurde mhd. *''pōtsen'' um 1200 zu *''poatsen'', und in der modernen lokalen Mundart zu ''Poatsn''. Das mundartliche ''Poatsn'' entspricht der deutschen amtlichen Schreibung ''Bozen'' mit nhd. langem ''o'' für mundartliches ''oa'' (vgl. auch ''Brot - Proat,'' ''rot - roat'' usw.). |
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+ | Die romanischen Bezeichnungen haben folgenden Hintergrund: In rom. *''Baudzānu'' wurde nach der ersten Jahrtausendwende ein ''l'' eingeschoben, weshalb *''Baudzānu'' zu *''bauldzānu'' wurde. Daraus wurde im Ladinischen ''Balsán'' (Gadertal), ''Bulsán'' (Gröden), ''Busán'' (Fassa), wobei ''s'' = weiches ''s''; und im Trentinischen, Italienischen ''Bolzán'', ''Bolzano'', auch hier ''z = dz'', also weiches ''ts''. | ||
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+ | Der Name ''Bozen'' ist somit ein römischer Prädialname (Besitzername). Im Etschtal sind Prädialnamen sehr häufig bezeugt: ''Firmian, Girlan, Eppan, Missian, Föbian, Prissian, Grissian, Andrian, Vilpian, Terlan, Gargazon, Vöran'' usw. | ||
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Version vom 08:04, 12. Apr. 2007
Koordinaten: Ost (UTM): 679665.19, Nord (UTM): 5151759.85
bolzanino | ||||||
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Stadtgemeinde am Zusammenfluss von Etsch, Eisack und Talfer.
Inhaltsverzeichnis |
Standarditalienische Form
Weitere Namen
Bozen (Ort / Bozen), Bolzano (Ort / Bozen / Italienisch)
Anmerkungen
Etymologie
Die Etymologie des Namens Bozen darf mittlerweile als unumstritten gelten. Auszugehen ist von einem vorrömischen, allenfalls keltischen Personennamen *Baudjos, der zu *Baudjus romanisiert wurde. Falls es sich um einen Namen mit indogermanischem Hintergrund handelt, wäre am ehesten an die indogermanische Wurzel *bhau- ‘schlagen, stoßen’ (Pokorny, Julius, Indogermanisches Wörterbuch, Tübingen und Basel 1959, S. 112) zu denken. *Baudjos konnte demnach vielleicht ‘Schläger’ bedeuten. Im Romanischen wurde der vorrömische Personenname *Baudjos zu *Baudjus. Dieser wurde mit -ānum suffigiert. Rom. *Baudjānum bedeutete somit ‘Besitz eines Mannes namens *Baudjus‘. Im mittelalterlichen Romanischen alpinen Typus wurde *Baudjānum zu *Baudzānu (z = weiches s). Auf der Stufe von *Baudzānu wurde der Name spätestens im 8. Jahrhundert eingedeutscht. Aus rom. *Baudzānu wurde im Althochdeutschen (ca. 750-1050) *Páutsana > *Pōtsana, und im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) *Pōtsen. In der bairisch-tirolischen Mundart wurde mhd. *pōtsen um 1200 zu *poatsen, und in der modernen lokalen Mundart zu Poatsn. Das mundartliche Poatsn entspricht der deutschen amtlichen Schreibung Bozen mit nhd. langem o für mundartliches oa (vgl. auch Brot - Proat, rot - roat usw.).
Die romanischen Bezeichnungen haben folgenden Hintergrund: In rom. *Baudzānu wurde nach der ersten Jahrtausendwende ein l eingeschoben, weshalb *Baudzānu zu *bauldzānu wurde. Daraus wurde im Ladinischen Balsán (Gadertal), Bulsán (Gröden), Busán (Fassa), wobei s = weiches s; und im Trentinischen, Italienischen Bolzán, Bolzano, auch hier z = dz, also weiches ts.
Der Name Bozen ist somit ein römischer Prädialname (Besitzername). Im Etschtal sind Prädialnamen sehr häufig bezeugt: Firmian, Girlan, Eppan, Missian, Föbian, Prissian, Grissian, Andrian, Vilpian, Terlan, Gargazon, Vöran usw.