Bolzano (Ort / Bozen / Italienisch)

Aus Tiroul

(Unterschied zwischen Versionen)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Version vom 08:00, 12. Apr. 2007 (bearbeiten)
Redaktion (Diskussion | Beiträge)

← Zum vorherigen Versionsunterschied
Version vom 08:04, 12. Apr. 2007 (bearbeiten) (Entfernen)
Redaktion (Diskussion | Beiträge)

Zum nächsten Versionsunterschied →
Zeile 20: Zeile 20:
==Etymologie== ==Etymologie==
-Die Etymologie des Namens ''Bozen'' darf mittlerweile als unumstritten gelten. Auszugehen ist von einem vorrömischen, allenfalls keltischen Personennamen *''Baudjos'', der zu *''Baudjus'' romanisiert wurde. Falls es sich um einen Namen mit indogermanischem Hintergrund handelt, wäre am ehesten an die indogermanische Wurzel *''bhau-'' ‘schlagen, stoßen’ (Pokorny, Julius, Indogermanisches Wörterbuch (IEW), Tübingen und Basel 1959, S. 112) zu denken. *''Baudjos'' konnte demnach vielleicht ‘Schläger’ bedeuten. Im Romanischen wurde der vorrömische Personenname *''Baudjos'' zu *''Baudjus'', und in diesem Fall wurde er mit der Endung ''-ānum'' versehen. Rom. *''baudjānum'' bedeutete somit ‘Besitz eines Mannes namens *''Baudjus''‘. Im mittelalterlichen Romanischen alpinen Typus wurde *''baudjānum'' zu *''Baudzānu'' (''z'' = weiches ''s''). Auf der Stufe von *''Baudzānu'' wurde der Name spätestens im 8. Jahrhundert eingedeutscht. Aus rom. *''Baudzānu'' wurde im Althochdeutschen (ca. 750-1050) *''Páutsana'' > *''Pōtsana'', und im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) *''Pōtsen''. In der bairisch-tirolischen Mundart wurde mhd. *''pōtsen'' um 1200 zu *''poatsen'' und in der modernen lokalen Mundart zu ''Poatsn''. Das mundartliche ''Poatsn'' entspricht der deutschen amtlichen Schreibung ''Bozen'' mit nhd. langem ''o'' für mundartliches ''oa'' (vgl. auch ''Brot - Proat,'' ''rot - roat'' usw.). Die romanischen Bezeichnungen haben folgenden Hintergrund: In rom. *''Baudzānu'' fand nach der ersten Jahrtausendwende ein Einschub von ''l'' statt, weshalb aus *''Baudzānu'' > *''bauldzānu'' wurde. Daraus wurde im Ladinischen ''Balsán'' (Gadertal), ''Bulsán'' (Gröden), ''Busán'' (Fassa), wobei ''s'' = weiches ''s''; und im Trentinischen, Italienischen ''Bolzán'', ''Bolzano'', auch hier ''z = dz'', also weiches ''ts''. Der Name ''Bozen'' ist somit ein römischer Prädialname (Besitzername). Im Etschtal sind Prädialnamen sehr häufig bezeugt: ''Firmian, Girlan, Eppan, Missian, Föbian, Prissian, Grissian, Andrian, Vilpian, Terlan, Gargazon, Vöran'' usw.+Die Etymologie des Namens ''Bozen'' darf mittlerweile als unumstritten gelten. Auszugehen ist von einem vorrömischen, allenfalls keltischen Personennamen *''Baudjos'', der zu *''Baudjus'' romanisiert wurde. Falls es sich um einen Namen mit indogermanischem Hintergrund handelt, wäre am ehesten an die indogermanische Wurzel *''bhau-'' ‘schlagen, stoßen’ (Pokorny, Julius, Indogermanisches Wörterbuch, Tübingen und Basel 1959, S. 112) zu denken. *''Baudjos'' konnte demnach vielleicht ‘Schläger’ bedeuten. Im Romanischen wurde der vorrömische Personenname *''Baudjos'' zu *''Baudjus''. Dieser wurde mit ''-ānum'' suffigiert. Rom. *''Baudjānum'' bedeutete somit ‘Besitz eines Mannes namens *''Baudjus''‘. Im mittelalterlichen Romanischen alpinen Typus wurde *''Baudjānum'' zu *''Baudzānu'' (''z'' = weiches ''s''). Auf der Stufe von *''Baudzānu'' wurde der Name spätestens im 8. Jahrhundert eingedeutscht. Aus rom. *''Baudzānu'' wurde im Althochdeutschen (ca. 750-1050) *''Páutsana'' > *''Pōtsana'', und im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) *''Pōtsen''. In der bairisch-tirolischen Mundart wurde mhd. *''pōtsen'' um 1200 zu *''poatsen'', und in der modernen lokalen Mundart zu ''Poatsn''. Das mundartliche ''Poatsn'' entspricht der deutschen amtlichen Schreibung ''Bozen'' mit nhd. langem ''o'' für mundartliches ''oa'' (vgl. auch ''Brot - Proat,'' ''rot - roat'' usw.).
 + 
 +Die romanischen Bezeichnungen haben folgenden Hintergrund: In rom. *''Baudzānu'' wurde nach der ersten Jahrtausendwende ein ''l'' eingeschoben, weshalb *''Baudzānu'' zu *''bauldzānu'' wurde. Daraus wurde im Ladinischen ''Balsán'' (Gadertal), ''Bulsán'' (Gröden), ''Busán'' (Fassa), wobei ''s'' = weiches ''s''; und im Trentinischen, Italienischen ''Bolzán'', ''Bolzano'', auch hier ''z = dz'', also weiches ''ts''.
 + 
 +Der Name ''Bozen'' ist somit ein römischer Prädialname (Besitzername). Im Etschtal sind Prädialnamen sehr häufig bezeugt: ''Firmian, Girlan, Eppan, Missian, Föbian, Prissian, Grissian, Andrian, Vilpian, Terlan, Gargazon, Vöran'' usw.
[[Kategorie: Bozen (Gemeinde)]] [[Kategorie: Bozen (Gemeinde)]]
[[Kategorie: Kategorie Ort]] [[Kategorie: Kategorie Ort]]

Version vom 08:04, 12. Apr. 2007

Koordinaten: Ost (UTM): 679665.19, Nord (UTM): 5151759.85

bolzanino
Standarditalienische Form
[boldzaˈniːno]
    Anhören 
Italienisch-mundartliche Form
Bolzanino
Bolzanino

Stadtgemeinde am Zusammenfluss von Etsch, Eisack und Talfer.

Inhaltsverzeichnis

Standarditalienische Form

Weitere Namen

Bozen (Ort / Bozen), Bolzano (Ort / Bozen / Italienisch)

Anmerkungen

Etymologie

Die Etymologie des Namens Bozen darf mittlerweile als unumstritten gelten. Auszugehen ist von einem vorrömischen, allenfalls keltischen Personennamen *Baudjos, der zu *Baudjus romanisiert wurde. Falls es sich um einen Namen mit indogermanischem Hintergrund handelt, wäre am ehesten an die indogermanische Wurzel *bhau- ‘schlagen, stoßen’ (Pokorny, Julius, Indogermanisches Wörterbuch, Tübingen und Basel 1959, S. 112) zu denken. *Baudjos konnte demnach vielleicht ‘Schläger’ bedeuten. Im Romanischen wurde der vorrömische Personenname *Baudjos zu *Baudjus. Dieser wurde mit -ānum suffigiert. Rom. *Baudjānum bedeutete somit ‘Besitz eines Mannes namens *Baudjus‘. Im mittelalterlichen Romanischen alpinen Typus wurde *Baudjānum zu *Baudzānu (z = weiches s). Auf der Stufe von *Baudzānu wurde der Name spätestens im 8. Jahrhundert eingedeutscht. Aus rom. *Baudzānu wurde im Althochdeutschen (ca. 750-1050) *Páutsana > *Pōtsana, und im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) *Pōtsen. In der bairisch-tirolischen Mundart wurde mhd. *pōtsen um 1200 zu *poatsen, und in der modernen lokalen Mundart zu Poatsn. Das mundartliche Poatsn entspricht der deutschen amtlichen Schreibung Bozen mit nhd. langem o für mundartliches oa (vgl. auch Brot - Proat, rot - roat usw.).

Die romanischen Bezeichnungen haben folgenden Hintergrund: In rom. *Baudzānu wurde nach der ersten Jahrtausendwende ein l eingeschoben, weshalb *Baudzānu zu *bauldzānu wurde. Daraus wurde im Ladinischen Balsán (Gadertal), Bulsán (Gröden), Busán (Fassa), wobei s = weiches s; und im Trentinischen, Italienischen Bolzán, Bolzano, auch hier z = dz, also weiches ts.

Der Name Bozen ist somit ein römischer Prädialname (Besitzername). Im Etschtal sind Prädialnamen sehr häufig bezeugt: Firmian, Girlan, Eppan, Missian, Föbian, Prissian, Grissian, Andrian, Vilpian, Terlan, Gargazon, Vöran usw.

Ansichten
Persönliche Werkzeuge