Tiroul:Deutsches Sprachleben südlich von Salurn und die Metz-Namen

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Über das deutsche Sprachleben südlich von Salurn gibt es relativ brauchbare Literatur. Am übersichtlichsten ist Bernhard Wurzers Werk: Die deutschen Sprachinseln in Oberitalien, das bereits mehrfach, letztes Mal im Jahr 1998, nachgedruckt wurde. Was die urkundliche Überlieferung inbesondere im Etschtal zwischen Bozen und Trient betrifft, gilt immer noch der 1. Band von Otto Stolz „Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden“, München und Berlin 1927, als das Standardwerk. Darin findet man auch einige Hinweise zur Entstehung der Namen rund um „Metz“ (z. B. S. 80).

Ursprünglich gab es nur eine Pfarre, die seit dem Hochmittelalter (11er Jh.) in lateinischer Überlieferung meist „Mezo“ bzw. eingedeutscht „Metz“ geschrieben wurde, und zu der u. a. anfänglich sowohl das heutige Mezzolombardo als auch das heutige Mezzocorona gehörten. Der Name „Mezo“ bzw. „Metz“ wird meistens zu einer erst romanischen Substantivierung von lat. „medius“ gestellt, und diesem Substantiv wird die Bedeutung „in der Mitte befindliche Ebene“ zuerkannt. Bereits gegen Ende des 11er Jhs. taucht der Name „Corona de Mezo“ auf, und dieser bezieht sich auf das auf einem Felsen befindliche Schloss über Mezzocorona, das heute den Namen „Castello di San Gottardo“ trägt und nur mehr eine Ruine ist. „Corona“ stammt freilich aus dem Lateinischen/Romanischen und konnte unter anderem auch „Felsvorstoß“ meinen. Ebenfalls gegen Ende des 11er Jhs. ist auch die um und zu Füßen dieses „Corona de Mezo“ gelegene Gegend als eigene Pfarrei erwähnt. Daher wird in deutschen Überlieferungen oft nicht nur zwischen „Metz“ und „Kronmetz“, sondern mitunter auch zwischen „Altmetz“ (= die Urpfarre Mezzolombardo) und „Neumetz“ (= die neue Pfarre Mezzocorona) unterschieden. Seit dem Ende des 12er Jahrhunderts lassen sich in Mezzocorona/Kronmetz/Neumetz immer mehr deutsche Siedler nieder. Aus diesem Grund wird seit dem 15er Jh. der Ort zunehmends auch „Deutschmetz“ und im Italienischen „Mezzotedesco“ genannt und dem alten Metz, nunmehr „Welschmetz“ oder „Mezzolombardo“, gegenüber gestellt. Der Name „Kronmetz“ oder „Mezzocorona“ bezieht sich nunmehr wie anfänglich in erster Linie nur mehr auf das Schloss. Im Jahr 1902 wurde der Ort Mezzocorona, in dem das deutsche Sprachleben sich ca. 500 Jahre lang mehrheitlich neben dem romanischen halten konnte und seit mittlerweile gut einem Jahrhundert gänzlich dem italienischen gewichen war, offiziell von „Mezzotedesco“ („Deutschmetz“) in „Mezzocorona“ („Kronmetz“) „rückbenannt“. Diese Rückbenennung dürfte wahrscheinlich irredentistisch motiviert sein. Und seit der Annexion des damaligen Süd- oder Welschtirols an Italien, ist freilich nur mehr der italienische Name „Mezzocorona“ amtlich.

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